Zwischen Manuskript und Couch: Was ist heute im Erzählen los?
Freitag, 30. Mai 2025, 19:30 Uhr
Bärbel Brands (Weissbooks Verlag)
Antke Tammen (Psychiaterin, Psychoanalytikerin)
Moderation: Stephanie von Hayek
Wer trifft noch Leute, die rechtschaffen etwas erzählen können? Wo kommen von Sterbenden heute noch so haltbare Worte, die wie ein Ring von Geschlecht zu Geschlecht wandern?
Walter Benjamin, Erfahrung und Armut
In jüngster Zeit werden beklagt: ein Verlust universaler Themen in literarischen Texten, ein Mangel am Mangel, das Fehlen von Spannung und Zündstoff, der Verlust bestimmter, oftmals jüdischer Erzähl-, Lese-und Deutungstraditionen, Zensuren sowie eine Unfähigkeit des Urteils der Literaturkritik. Woran liegt das? Und stimmt das auch? Spannung und Reibung entstehen durch Nichtgewusstes, Widersprüche und Ambivalenzen, durch das im Traum auftauchende Fremde. Sie werden begrenzt durch Zensoren, Tabus, Eindeutigkeitsimperative oder auch durch die Verleugnung eines Lebens voller Rätsel.
Was ist los in der Gesellschaft und ihren Fiktionen? Zu wenig Weltverbundenheit, nur noch Individualmythos und Autofiktion? Wie erfinden wir uns, oder tun wir es gar nicht mehr? Lässt uns die gegenwärtige Literatur und die Art über sie zu sprechen zu wenig ratlos zurück? Fehlt ihr der „peinigende Rest“? Wird „falsch“ gelesen oder gar „falsch“ gehört?“ Kann die Literatur die Psychoanalyse noch bereichern? Und vor allem: Lässt sich inmitten von alldem ein nouveau souffle finden, ein neuer Spielraum im Sprechen über Verlegen und Lektorieren, Deutungen, Urteilsfindungen und Kritik? Gemeinsam mit Menschen aus der Literatur wollen wir in der neuen Reihe der Freud-Lacan-Gesellschaft diese Fragen diskutieren und immer auch über Lieblingsbücher sprechen.
Stephanie von Hayek
Hybridveranstaltung: vor Ort in der PsyBi, sowie online via Zoom
Anmeldung: Daria Lebedeva, kontakt@freud-lacan-berlin.de
Unkostenbeitrag: 10/5 €