Samstag, 10. Mai 2025, 9:30 – 13:00 Uhr
Moderation: Martine Gardeux
Übersetzung: Bernhard Schwaiger und Stephanie von Hayek
Hybridveranstaltung: vor Ort in der PsyBi (Geisbergstr. 29, 10777 Berlin), sowie online via Zoom
Anmeldungen: Daria Lebedeva, kontakt@freud-lacan-berlin.de
Unkostenbeitrag: 10/5 €
9:30-11:00 Uhr. Catherine Muller: Freud und Napoleon – Der Geschwisterkomplex
Catherine Muller wird über ihr Buch „Freud und Napoleon. Der Geschwisterkomplex“* sprechen. In einem Brief von 1936 an Thomas Mann spricht Freud über das Werk des Schriftstellers „Joseph und seine Brüder“, dessen Lektüre eine Interpretation von Napoleons Bruderkomplex wiederbelebt hat, die er bereits viele Jahre zuvor ausgearbeitet hatte. In einer fesselnden Investigation verknüpft Catherine Muller die biografischen Elemente Napoleons, seine Liebesbriefe, den Familienroman und die biblische Erzählung von Joseph, um schließlich das zu umreißen, was sie als Napoleons Bruderkomplex bezeichnen wird. Indem sie in Freuds Schriften all die Auslassungen, Widersprüche und Verwirrungen aufspürt, die bei dieser Interpretation auftauchen, enthüllt sie die Wirkung, die der Vorname Joseph auch auf Freud hatte.
*„Freud und Napoleon. Le complexe fraternel“, Campagne Première Verlag, 2022 wurde 2023 mit dem Prix Oedipe ausgezeichnet.
11:30-13:00 Uhr. Patrick Guyomard: Jacques Lacan und Jean Laplanche
Der französische Psychoanalytiker und Philosoph Patrick Guyomard hat sich intensiv mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Jean Laplanche und Jacques Lacan befasst. Im Jahr 2024 erschien unter der Leitung von Jacques André und Patrick Guyomard das Buch „Jean Laplanche. De Lacan à Freud“, bei den Presses Universitaires de France (PUF).
Die Tatsache, dass die Rezeption Lacans in Deutschland offenbar häufig über die Texte Laplanches verläuft, gibt uns hier Anlass zum Nachdenken. Es gibt eine Anziehungskraft für einen scheinbar „einfacheren“ Zugang zu Lacans Denken. Aber um den Preis welcher Verzerrungen?
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Catherine Muller ist Psychoanalytikerin und hat einen Abschluss in Philosophie und Psychologie. Sie verfügt über langjährigen Erfahrungen in der psychoanalytischen Praxis mit Analytikern verschiedener psychoanalytischer Vereinigungen. Sie absolvierte ihre Ausbildung bei Jacques Lacan in der École freudienne de Paris. Nach deren Auflösung beteiligte sie sich an der Gründung der Cartels Constituants de l’Analyse freudienne (Kartells als Bestandteile der Freudschen Analyse), während sie ihre klinische Tätigkeit in der Psychiatrie fortsetzte, die sie mit Henri Ey in Bonneval begonnen hatte, dann arbeitete sie in einem Sektor der Erwachsenenpsychiatrie und bei Kindern und Jugendlichen in Schwierigkeiten. Derzeit ist sie Mitglied der Société de psychanalyse freudienne (SPF)/(Gesellschaft für Freudsche Psychoanalyse), deren Vizepräsidentin sie war. Sie kannte Lacan persönlich, korrespondierte und arbeitete mit ihm und machte eine Supervision bei ihm.
Neben zahlreichen Artikeln ist sie Autorin von:
- L’énigme, une passion freudienne (Érès, 2004) : Das Rätsel, eine freudianische Leidenschaft;
- Freud et le transfert (Campagne Première, 2021) : Freud und die Übertragung;
- Freud et Napoléon. Le complexe fraternel (Campagne Première, 2022. Prix Œdipe 2023) : Freud und Napoleon. Der Geschwisterkomplex.
Patrick Guyomard ist Psychoanalytiker in Paris und Präsident der Société de psychanalyse freudienne (SPF)/Gesellschaft für Freudsche Psychoanalyse, gegründet nach der Auflösung 1994 des Centre de formation et de recherches psychanalytiques (CFRP)/Zentrum für psychoanalytische Ausbildung und Forschung, das unser Gast 1982 zusammen mit Octave und Maud Manoni gründete. Zweck der SPF ist die Vermittlung der Psychoanalyse und die Ausbildung von Psychoanalytikern. Patrick Guyomard ist außerdem Professor an der Universität Paris Diderot, er ist Philosoph und ehemaliger Schüler der berühmten École normale supérieure (École de la rue d’Ulm).
Aus seinen zahlreichen Seminaren und Artikeln sollen hier drei Bücher erwähnt werden:
- La jouissance du tragique. Antigone, Lacan et le désir de l’analyste (Paris, Aubier, 1992) : Das Genießen des Tragischen. Antigone, Lacan und das Begehren des Analytikers;
- Le désir d’éthique (Paris, Aubier, 1998) : Das Begehren nach Ethik;
- (Direction) Lacan et le contre-transfert (Paris, Presses Universitaires de France, 2011) : (Richtung) Lacan und die Gegenübertragung.